Buchempfehlung

Robert von Lucius: "Zwischen Weser und Weltraum"

Ein kurzweiliges Kaleidoskop der Bremer Eigenschaften und Besonderheiten

Wenn man die Freie Hansestadt Bremen näher kennenlernen will, dann bietet das Buch "Zwischen Weser und Weltraum" von Robert von Lucius den richtigen Einstieg - es stellt auf 170 Seiten die Stadt sehr lebendig vor und beschreibt viele ihrer interessanten Eigenarten und Besonderheiten.
Natürlich sind die Geschichten des Buches auch für in Bremen lebende oder von dort stammende Menschen hochinteressant - denn eine derartige Fülle unterschiedlicher Aspekte über Leben, Arbeit und Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven wird nicht oft geboten.

Der Grund dafür liegt beim Autor. Robert von Lucius (* 2. Mai 1949 in Berlin) ist ein Journalist, den zumindest die Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kennen - für diese war er mehr als ein Vierteljahrhundert als Korrespondent tätig. Als Diplomatenkind in Oslo, Kapstadt und Windhuk aufgewachsen, fand sich auch sein berufliches Arbeitsfeld in diesen Teilen der Welt. Er schrieb zahlreiche Beiträge über Afrika, Nordeuropa und schließlich Norddeutschland in verschiedenen Medien und veröffentlichte sie schließlich auch in interessanten Sachbüchern. Zu ihnen zählt "Zwischen Weser und Weltraum", eine 2015 erschienene Sammlung von Streifzügen durch Bremen, in der er die unterschiedlichsten Aspekte der Hansestadt transparent und sehr gut lesbar beschreibt.

Die Themen sind breit gestreut und betrachten die Stadt meist aus verschiedenen Perspektiven. Man erfährt nicht nur viel über die Weltkulturerbe-Stätten oder über wissenschaftliche Höchstleistungen, sondern erhält auch Infos über wirtschaftliche Schwierigkeiten oder soziale Problemviertel - alles immer in einer Art, die den Leser auf keinem Fall langweilt.

Das beginnt schon, wenn von Lucius den politischen Bereich beschreibt. In keiner Landesregierung gab es so wenige Veränderungen wie in Bremen, die Oppositionsparteien sprachen schon häufig von der "Bremer Ordnung". Gleichzeitig war das kleinste Bundesland aber immer auch ein politisches Labor - hier stiegen die Grünen am schnellsten auf, hier zog die Linkspartei zum ersten Mal in einen westdeutschen Landtag ein und hier gab es viele Wählergruppen. Durchsetzen konnte sich eine Opposition aber dennoch nie.

Andere Beispiele, wie der Autor Dinge möglichst vollständig vermittelt: In keinem anderen Bundesland (Ausnahme: Hamburg) wird so viel gestiftet wie in Bremen - von Parks über Museen bis zur privaten Universität verdanken die Bürger viele Einrichtungen großzügigen Sponsoren. Auf der anderen Seite beschreibt von Lucius die historischen Auseinandersetzungen des gutsituierten Bürgertums mit dem Industrieproletariat und die heutigen Probleme mit den sehr zahlreichen Hartz IV-Empfängern im Land. Er erklärt, wie es zu den hohen Zuwendungen an den Landeshaushalt kommt und wie Bremen eine der höchsten Produktivitätsquoten im europäischen Vergleich erreicht.

Er beschreibt eine Forschungslandschaft, die zur Folge hat, dass in keinem anderen Bundesland der Anteil der Hochschulabsolventen unter den Beschäftigten größer ist als in Bremen - und man erfährt, welche Aufgaben das Land noch erwarten, da gleichzeitig überdurchschnittlich viele Menschen ohne Bildungsabschluss in Bremen leben.

Die Lebensverhältnisse aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten - damit zeichnet Robert von Lucius ein sehr lebendiges Bild der Hansestadt. In der Belletristik würde man von einem "Pageturner" sprechen. Er bietet möglichst prägnante Informationen, verbunden mit einem erstaunlichen Abwechslungsreichtum. Kein Zweifel, hier ist professioneller Journalismus die Grundlage des Erfolgs.

Und da einem beim Lesen noch leicht der Gedanke kommt, in Kürze mal wieder einen Besuch in der Hansestadt einzuplanen, liegt die Schlussfolgerung nahe: Eine bessere Werbung für Bremen kann man kaum machen.

Bernhard Michalsky


Robert von Lucius
Zwischen Weser und Weltraum
Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale), 2015, 12,95 Euro
ISBN 978-3-95462-527-7